Ich liebe es, wenn es zu einem von mir gestrickten Teil eine Geschichte gibt. Da bin ich mit richtiger Begeisterung und ausdauernd dabei.
Manchmal bedeutet das "Ausdauernd" bei mir Jahre, sprich mal bin ich dran, dann ruht es wieder.
Nicht so bei T e t h y s.
Da ging es für meine Verhältnisse schnell. Mich begeistert in diesem Falle nicht nur der Schnitt, nicht nur das Garn sondern erst recht die Geschichte - bedeutet sie doch
R e i s e n.
Das Garn kaufte ich letzten Oktober in Nizza in La Droguerie. Dort wie immer gnadenlos überfordert von all den sich bietenden Möglichkeiten sich kreativ austoben zu können.
Bei dieser Farbe in meinem Lieblingsgarn aus sogenannter vegetarischer Seide war klar, wohin mich der Entscheidungsdruck führte. Ich kaufte ohne klaren Plan zur Verarbeitung.
Irgendwann Anfang Dezember stolperte ich über Tethys bei Ravelry.
Da hatte ich meinen Plan - und wusste, was ich für die Weihnachtsferien am Mittelmeer (!) in Spanien als Strickzeug mitnehmen würde.
Ich liebe das Meer! Kann gar nicht oft genug da sein.
Tethys ist ein prähistorischer Ozean zwischen den Urkontinenten Gondwanaland und Laurasia. Vor vielen, vielen Jahren studierte ich u.a. Geographie mit Schwerpunkt Plattentektonik, noch ein Grund mehr für dieses Strickmuster.
Die Designerin Susanna ist genauso ein Meeresfan wie ich und verbrachte viele Kindheitsferien genau wie ich an der Ostsee. Ihre Motivation für diesen Entwurf: "For a long time I’ve been trying
to capture that feeling in a design so I could wrap the sea
around me."
Die Wellen, die Steine am Ufer, der Sand, die Farbe .........
Ja, und genau deshalb wollte ich diesen Schal stricken.
Das Garn gekauft am Mittelmeer.
Angeschlagen und das Zopfmuster gestrickt am Mittelmeer auf der nächsten Reise.
Letzte Reihen des schlicht gestrickten Körpers am langen 1. Mai - Wochenende auf Bornholm in der Ostsee. Das ist das Bild oben.
Endgültiges Abketten am Strand von Skiveren an der Nordsee am langen Himmelfahrts-Wochenende.
Das zwischenzeitliche x-mal Auftrennen fand zwischendurch statt. Egal, wie ich das Ende machte, es rollte sich ein und das sah nicht schön aus. So etwas hat dieser Schal nicht verdient.
Dieses Einrollen ist bedingt durch das Glatt-Rechtsmuster. Auch einige Reihen Perlmuster änderten nichts, weil die rechten Maschen einfach zu stark waren.
Ich entschloss mich zu einem umgenähten Saum: Eine Rückreihe rechts, wobei in das hintere Maschenglied eingestochen wurde. Das ist die Umschlagkante.
Weiter ging es mit einer halben Nadelstärke kleiner.
Im Umschlag baute ich einige Lochmaschen ein. Die Idee entstand bei den vielen vorherigen Versuchen und ich finde es ein passendes Besonderes.
Den Saum nähte ich auf der Rückfahrt von der Nordspitze Jütlands nach Hamburg an. Ziemlich unter Zeitdruck, denn natürlich sollte Tethys sein Photo-Shooting an der Ostsee bekommen!
Die letzte Möglichkeit von der Autobahn abzubiegen war in Abenraa an der Ostsee.
Im Abendlicht war es wunderschön und so ging nicht nur ein Strickprojekt zuende, sondern auch wundervolle Tage in Dänemark.